Drei Künstler aus Ober-, Mittel- und Unterfranken treten durch ihre Werke in Dialog mit dem markanten Heizraum im Kesselhaus. Ein Raum, der ungewöhnliche Ideen provoziert.
So lässt sich Eva Nüsslein, gebürtig in
Bamberg und Absolventin der Akademie Nürnberg, auf das
aktuelle Zeitgeschehen ein. Den brodelndenüberfluss an
Informationen aus allen Kanälen erzählt sie neu und
installationsartig. Sie bedient sich an Materialien wie Stoffe,
Farben und Tonaufnahmen und kennt dabei keine Grenzen im Format.
Auf diese Weise bringt sie degenerierte Wesen zur Welt, um ihre
Erinnerungen mit dem Betrachter nachzuspielen. Hingegen ist
Paul Diestels Quelle der Inspiration
die Natur. Mit seinen Skulpturen hält er Entwicklungsprozesse
fest, um einzelnen Stadien im Kreislauf der Natur isoliert zu
betrachten: Eschensamen, Mutterkorn, Sonnenblumenschalen oder
Ligusterschwärmer im Puppenstadium. Obgleich seine Werke aus
massivem Holzkörper sind, schweben sie leicht und luftig im
Raum. Für den in Schweinfurt geborenen Bildhauer und
Absolventen der Kunsthochschule Kassel ist der bildhauerische
Prozess ein Graben nach dem Wesentlichen durch Wegnehmen des
Unwesentlichen. "Die Farbe hat mich", dieses Zitat von
Paul Klee ist auch ein Bekenntnis von Anna-Luise
Oechsler aus Ottensoos. Ihr großes Triptychon
"Energie im Kesselhaus" ist ein Sinnbild für die
im Kesselhaus erzeugte Wärme und für die Kraft, die jene
Frauen aufbringen mussten, um ihre tägliche Arbeit in der
Wäscherei zu bewältigen. Mit TRIO 7 kehrt die
Ausstellungsreihe wieder an dem Ort zurück, an eine
gemeinsame Idee ihren Ursprung hatte: einmal im Jahr gestalten die
drei Regionalverbände des Berufsverbandes der Bildenden
Künstler*innen eine gemeinsame Ausstellung mit jeweils einem
Mitglied aus BBK Oberfranken, BBK Mittelfranken und BBK
Unterfranken. (Text Heike
Preier)
Die Künstlerin Eva Nüßlein reagiert mit ihren Installationen auf das aktuelle Zeitgeschehen. Den brodelndenüberfluss an Informationen aus allen Kanälen erzählt sie neu und impulsiv. Dabei hält sie sich nicht lange mit Vorbereitungen auf. Ungeduldig, schnell und spontan packt sie ihre Ideen aus und bringt sie ungefiltert auf die rohe Leinwand. Wenn sie keine Leinwand zur Hand hat, näht sie ohne Anspruch auf Perfektion diverse Gewebe zusammen, die ihr zwischen die Finger kommen. Der Untergrund bleibt sichtbar und wird selbst zum Bildelement. Eva Nüsslein bedient sich ungeniert an verschiedenen Materialien, leuchtenden Farben, Tonaufnahmen und kennt dabei keine Grenzen im Format. Auf diese Weise bringt sie degenerierte Wesen zur Welt, um ihre Erinnerungen mit dem Betrachter nachzuspielen. Ihre dreiäugigen Mischkreaturen, Alienfaultiere oder Urzeitwesen werden ausgestattet mit Pizza, Bierkästen, Notebooks und comichaft, mit kräftigen Umrisslinien und in neonleuchtenden Landschaften zu absurden Zusammenkünften inszeniert. Das scheinbar Naive und Unbelastete in Evas Werk kippt, wenn man ihre neuesten Werke und Installationen betrachtet. Durch popartige Fauna, Körper- und Farbwelten dringen auch ernste und persönliche Fragen durch. Fragen nach der eigenen Herkunft und der eigenen Identität: Wie wirken die Erlebnisse der Elterngeneration in ihr nach? Immer wieder gehörte Sprüche im fränkischen Zungenschlag prangen als großformatige Sprachnachrichten in ihren Bildern. Text, Sprache und Sound sind für Eva genauso spielerische Instrumente wie ihre Farben. Ihre Lust an Dada und Nonsens lebt Eva mit der Band Ambiviolenz aus. Eva Nüßlein, Jahrgang 1993, gebürtig in Bamberg, studiert Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg in der Klasse Susanne Kühn. Die Gemeinschaftsausstellung Trio 7 ist für sie ein Auftakt für ihre Absolventenausstellung an der Akademie der bildenden Künste in Nürnberg im Oktober 2018. (Text Heike Preier)
>Innere Laufergasse 15, 90403 Nürnberg
Telefon: 01604828587
Paul Diestel’s Quellen der
Inspiration sind Fundstücke aus der Natur. Eschesamen,
Mutterkorn, Sonnenblumenschalen oder Ligusterschwärmer im
Puppenstadium. Fasziniert von Dingen, die sich im Prozess der
Verwandlung befinden, versucht er sie in neuer Form in Holz
nachzubilden. Dabei ist für ihn der bildhauerische Prozess
ein Graben nach dem Wesentlichen durch Wegnehmen des
Unwesentliche. Mit der Reduktion der Form sucht Paul Diestel
zugleich nach einer Urform für alle Dinge. Dieser aufwändigen
Suche nach der Form folgt ein nächster intensiver Prozess.
Wieder sammelt Paul Diestel Materialien aus der Natur wie Asche,
Sand, Kalk und Pigmente, um sie vermengt mit Hasenleim in mehreren
Schichten aufzutragen. Warum dieser zeitintensive Prozess? Das
Lindenholz, das Paul Diestel für seine Arbeiten gerne
verwendet ist roh und verwundbar. Ein kleiner Riss wirkt wie eine
Wunde im Fleisch. Durch die vielen Schichten umgibt er seine
Skulpturen mit einer Oberfläche, die sich wie eine schützende
Haut um die Form legt.
(Text Heike Preier)
Paul Diestel (geb. 1996 in Schweinfurt) studiert Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel und ist Stipendiat des Cusanuswwerks.
Hauptstraße 31, 97618 Unsleben
Telefon: 0157 59208802
paul.diestel@web.de | www.pauldiestel.com
Die Farbe hat mich. Ich brauche nicht nach ihr zu haschen. Sie hat mich für immer, ich weiß das. Das ist der glücklichen Stunden Sinn: Ich und die Farbe sind eins. Ich bin Maler.
Paul Klee ( * 18.12.1879 in Münchenbuchsee, Kanton Bern; † 29.06.1940 in Muralto, Kanton Tessin), Tagebucheintrag am 16.04.1914 oder später
Was bei Paul Klee immerhin 35 Jahre brauchte, nämlich das Bekenntnis zur Farbe, währte bei Anna-Luise Oechsler fast doppelt so lange. Zwar begleitete sie die Malerei und die Beschäftigung mit der Farbe schon ihr ganzes Leben lang, wie sie sagt, doch erst spät fand sie zu einer abstrakten Malerei, der heute ihre große Leidenschaft gehört. Begegnungen mit abstrakter Kunst bei Ausstellungen und in Museen sowie Arbeiten und Studien an den Akademien Faber-Castell und Bad Reichenhall haben diese Leidenschaft geweckt und gefördert. Die Anregungen für ihre Malerei liefern Beobachtungen ihrer sinnlich wahrnehmbaren Umwelt. Ganz gleich, ob es sich um alte Mauern, verfallende Scheunen, Bergketten, die sich am Horizont mit den Wolken vereinen, um farbiges Treiben auf Märkten handelt, das und vieles mehr wird von ihr aufgenommen und beim Malprozess umgestaltet, um das Wesentliche der Eindrücke herauszuarbeiten. Gefühle und Stimmungen verwandelt Anna-Luise Oechsler in Formen und Farben, die ihren Bildern eine besondere Dynamik und Spannung verleihen. So werden die persönlichen Eindrücke zum Gesprächsangebot für uns, die Betrachter. Anna-Luise Oechsler hat an der Akademie Faber-Castell Malerei studiert sowie zahlreiche Kurse an den Akademien in Salzburg, Bad Reichenhall und Kolbermoor besucht. Sie ist Mitglied im BBK Nürnberg Mittelfranken, bei GEDOK, im Kunstkreis Jura und im Laufer Künstlerkreis. 2015 erhielt sie den Atelier-Förderpreis des Kunstkreises Jura. Vor allem in den letzten Jahren nahm sie an zahlreichen Ausstellungen teil. (Text Helge Wütscher)